Google investiert in den Aufbau einer KI-Infrastruktur für Softwareentwickler

Google strebt im KI-Wettbewerb mit Microsoft und OpenAI nach Vorne, setzt auf neues Modell Gemini und attraktive Preisgestaltung.

Google will endlich im Wettlauf um künstliche Intelligenz (KI) mit Microsoft und OpenAI aufschließen. Der Tech-Konzern setzt dabei nicht nur auf sein neues Modell Gemini, sondern auch auf niedrigere Preise. Seit OpenAI im letzten Jahr mit seinem Chatbot ChatGPT den Hype um KI auslöste, versucht Google, als Mutterkonzern von Alphabet, zu dem Start-up und seinem Partnerkonzern Microsoft, aufzuschließen.

Bisher blieb der Durchbruch jedoch aus. In der vergangenen Woche präsentierte Google sein KI-Modell Gemini. Neben der größten Version, Gemini Ultra, die schneller als das Modell GPT-4 von OpenAI sein soll, ist es auch vielseitiger einsetzbar. Nun will Google seine KI-Infrastruktur weiter ausbauen und das Angebot für externe Entwickler erweitern.

Gemini wird zukünftig Entwicklern und Kunden auf den Plattformen Vertex AI und Google Studio zur Verfügung stehen, um so dem Vorbild von OpenAI zu folgen. Das Unternehmen stellte bereits vor vier Wochen auf seiner ersten Entwicklerkonferenz eine Plattform vor, auf der Kunden eigene KI-Anwendungen erstellen können.

Google bezeichnet sich seit 2016 als “AI first company”, was bedeutet, dass künstliche Intelligenz für das Unternehmen von höchster Priorität ist.

Seitdem hat der Konzern die Technologie in zahlreiche Anwendungen integriert und war maßgeblich an der Entwicklung wichtiger Grundlagen der heutigen Sprachmodelle beteiligt. Beispielsweise haben Google-Mitarbeiter die Transformer-Modelle entwickelt, die es ChatGPT ermöglichen, den Zusammenhang von Texten besser zu verstehen. Eine davon ist Googles Übersetzer, der die Technologie bereits seit 2017 nutzt.

In Bezug auf die weitere Entwicklung und Kommerzialisierung von KI wurde Google jedoch seitdem von OpenAI und Microsoft abgehängt. Obwohl das Unternehmen bereits eigene Sprachmodelle wie PaLM2 und den KI-basierten Chatbot Bard veröffentlicht hat, konnten diese nicht mit der Leistungsfähigkeit anderer Modelle mithalten. Das soll sich mit Gemini nun ändern.

Es gibt insgesamt drei Versionen von Gemini: Ultra, Pro und Nano. Im Mittelpunkt der neuen Produkte, die Google am Mittwoch vorstellte, steht die Pro-Version. Laut Thomas Kurian, Chef von Googles Cloudsparte, ist diese besonders gut für einzelne Anwendungen trainierbar und kann im Vergleich zu GPT-4 viel mehr Text verarbeiten. In Tests hat sich Gemini auch in Bereichen wie Mathematikaufgaben, Programmierung und Verfassen von juristischen Texten als überlegen gegenüber dem Konkurrenzmodell bewiesen.

Besonders stolz ist Google auf zwei Dinge: Zum einen auf die Fähigkeit des Modells im Umgang mit visuellen Eingaben, bei dem es führend sein soll und besonders gut Bilder und handschriftliche Eingaben verarbeiten kann. Zum anderen auf den niedrigen Preis des Modells. Laut Google kostet eine Eingabe bei Gemini Pro nur 0,00025 Dollar pro 1000 Zeichen, was viermal günstiger ist als bei Konkurrenzmodellen. Auch bei der Ausgabe von Texten oder Bildern ist Gemini Pro doppelt so günstig.

Über die Plattform Vertex AI werden Nutzer in Zukunft in der Lage sein, kleine KI-Anwendungen wie KI-basierte Suchen oder KI-generierte Bildbeschreibungen zu einem niedrigen Preis selbst zu entwickeln. Unternehmen wie Spotify, Estée Lauder und die Formel E nutzen das System bereits, um ihre eigenen KI-Agenten zu erstellen.

Des Weiteren hat Google mit Imagen 2 ein neues KI-Bildmodell und eine Partnerschaft mit dem Start-up Mistral angekündigt. Das französische Unternehmen zählt zu den größten KI-Hoffnungsträgern in Europa und hat in dieser Woche sein zweites Modell Mixtral vorgestellt. Entwickler haben über die Plattform Google Studio zudem Zugriff auf 130 KI-Modelle. Zusätzlich zu Gemini gehören dazu noch zahlreiche weitere Google-Systeme sowie frei zugängliche Modelle wie die von Mistral.

Der Analyst Chirag Dekate von Gartner ist überzeugt, dass Google damit zu Microsoft und OpenAI aufschließen kann. “Gemini, ein von Grund auf multimodales Modell, stellt eine neue Benchmark dar, an der sich andere Modelle messen müssen”, sagte Dekate. Für einen langfristigen Erfolg müsse der Konzern jedoch sicherstellen, dass Kunden das volle Potenzial des Systems ausschöpfen können.

(eulerpool-AFX)

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