Bitcoin erlebt bemerkenswerte Transformation

Die umstrittene elektronische Währung, geplagt von Skandalen, zeigt Anzeichen von Besserung, was für Investoren neue Chancen eröffnet.

“Bieten Bitcoin wirklich Wert oder sind sie ein gefährliches Spielzeug für betrügerische Investoren wie Sam Bankman-Fried, der im vergangenen Jahr mit seiner Kryptobörse FTX in finanzielle Schwierigkeiten geriet und vor kurzem verurteilt wurde? Schließlich bezeichnen Warren Buffett und andere prominente Investoren Bitcoin immer wieder als ‘Rattenfutter’. Doch könnte die Kryptowährung tatsächlich eine wertvolle Alternative im traditionellen Finanzsystem sein und sogar in Krisenländern als Retter in der Not dienen? Oder dienen sie vorrangig der Spekulation und lohnen sich als Beimischung in einem herkömmlichen Portfolio?

Die Antwort auf all diese Fragen lautet: Ja.

James Butterfill, Leiter der Forschung bei CoinShares, führt im Gespräch mit uns einige Argumente an, die für eine seriösere Entwicklung von Bitcoin sprechen. Besonders interessant ist dieser Blickwinkel angesichts der jüngsten Erholung der Preise. Obwohl CoinShares in London ansässig ist, verzeichnet Butterfill viele Kunden, darunter auch Privatanleger, aus Deutschland. Das Unternehmen bietet sogenannte ETPs (Exchange Traded Products) auf Kryptowährungen an. Dabei handelt es sich um Schuldverschreibungen, traditionelle Wertpapiere, die durch Kryptowährungen als Sicherheit unterlegt sind. Der Vermögensverwaltungsumfang beläuft sich laut eigener Angaben auf etwa vier Milliarden Dollar.

“Butterfill betont: “Bitcoin sind eine Anlageklasse, denn sie verhalten sich auch wie eine.” Tatsächlich konnten Bitcoin, ähnlich wie andere “risikolose” Anlageformen wie Gold, in letzter Zeit eine gewisse Erholung verzeichnen (siehe Grafik) und dies ist hauptsächlich auf die Erwartung sinkender Zinsen zurückzuführen. Aufgrund des begrenzten Angebots gilt Bitcoin auch als Schutz gegen Inflation. Schließlich wächst die Anzahl der Bitcoin aufgrund der unveränderbaren Programmierung alle vier Jahre nur noch halb so schnell wie zuvor.

Das nächste “Halving” steht für April nächsten Jahres an. Allerdings ist dieser Inflationsschutz nicht perfekt, da bei einer Erhöhung der Zinsen durch Notenbanken die Attraktivität von Anlageformen ohne Zinsen abnimmt und somit auch der Kurs von Bitcoin sinkt. Genau das ist vor der letzten Erholung passiert, wie Butterfill zugibt: “2022 platzte eine Blase.”

Er führt jedoch ein weiteres Argument für eine positive Entwicklung von Bitcoin an: “Die Volatilität nimmt ab.” Obwohl dies in letzter Zeit sichtbar wurde, sind die Schwankungen immer noch signifikant höher als beim weltweiten Aktienindex MSCI World (siehe Grafik). Die Kryptowährung behält daher ihren Ruf als Anlageform für spekulative Anleger bei. CoinShares versucht daher, Bitcoin hauptsächlich als Beimischung in traditionellen Portfolios aus Aktien und Anleihen zu vermarkten.

Laut einer Studie des Unternehmens aus dem November erzielte ein klassisches Portfolio mit 60% Aktien und 40% Anleihen seit Oktober 2015 im Durchschnitt eine Rendite von 7,2%. Hätte man dagegen einen Anteil von 4% Bitcoin beigemischt, wären es bei beibehaltener Gewichtung rund 14% und ohne ständige Neugewichtung sogar 38%. Diese Rechnung ist jedoch problematisch und nicht auf die Zukunft übertragbar, da Bitcoin im Oktober 2015 noch deutlich unter 300 Dollar notierte und sich der Preis jetzt auf über40.000 Dollar beläuft.

Viel interessanter sind daher die Korrelationskoeffizienten, die die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Anlageformen anzeigen (siehe Grafik). Mit einem Koeffizienten von rund 0,2 innerhalb eines Jahres, was eine Übereinstimmung der Wertentwicklung um 20% bedeutet, ist die Verbindung zu Aktien relativ hoch.

Dies ist nicht überraschend, da sowohl Aktien als auch Bitcoin gekauft werden, wenn die Anleger risikobereit sind. Die Korrelation zu Anleihen ist gering und die zu Gold ebenfalls relativ gering. Eine Beimischung von Bitcoin könnte daher dazu beitragen, Schwankungen im Portfolio zu reduzieren und somit das Verhältnis von Rendite zu Risiko zu verbessern. Allerdings gibt es keine signifikanten negativen Korrelationen, welche eine noch größere Verbesserung bedeuten würden.

Ein weiteres wichtiges Argument für eine positivere Entwicklung von Bitcoin ist die zunehmende Integration in das traditionelle Finanzsystem. Der wichtigste Faktor hierbei, der auch zur Kurserholung beigetragen hat, ist die Aussicht auf die Zulassung eines börsennotierten ETFs (Exchange Traded Fund) in den USA, der ausschließlich in Bitcoin investiert ist.

Laut der DZ Bank wäre dies “ein lang ersehnter Schritt der Befürworter von Kryptowährungen in Richtung einer umfassenden Etablierung als Anlageklasse”. Die Kryptoinvestmentfirma Greenfield schreibt begeistert: “Die Wall Street steht kurz davor, bedeutende Investitionen in Bitcoin zu tätigen und verspricht dadurch Milliarden an Einnahmen und neue Investitionsmöglichkeiten durch ETF-Mechanismen.” Sie erwähnt auch, dass sowohl DZ Bank als auch Commerzbank Plattformen zur Verwahrung von Kryptowährungen eingerichtet haben und dass die Commerzbank bereits als erste deutsche Bank eine Genehmigung dafür erhalten hat.

Es bleibt jedoch die Frage: Was ist der eigentliche Wert von Bitcoin? Die klassische Antwort lautet zweigeteilt. Einerseits ist das Wachstum der Münzen streng begrenzt und nimmt automatisch ab bis es im Jahr 2140 null erreicht. Andererseits steigt mit der Anzahl der Nutzer auch die Nachfrage.

(eulerpool-AFX)

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