Adnoc zeigt Interesse an BASF-Tochter Wintershall DEA

Abu Dhabi National Oil (Adnoc) überlegt laut Insiderberichten, die BASF-Tochter Wintershall DEA zu erwerben.

Abu Dhabi National Oil (Adnoc) hat angekündigt, die BASF-Tochter Wintershall DEA zu erwerben. Dieses Öl- und Gasunternehmen könnte laut Insidern mit mehr als zehn Milliarden Euro bewertet werden. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf gut informierte Quellen am Donnerstag über diesen möglichen Kauf. Bereits vor einem Monat hatte der Finanzchef der BASF, Dirk Elvermann, betont, dass das Unternehmen beabsichtige, seinen 72,7-Prozent-Anteil an Wintershall DEA zu verkaufen.

Der Verkauf ist Teil der Strategie von Wintershall DEA, bis Mitte 2024 seine Geschäfte mit Russland zu separieren. Der nicht-russische Teil soll dabei von der BASF in Geld umgewandelt werden. Der restliche Teil der Gesellschaft gehört der Beteiligungsgesellschaft Letterone. Im vergangenen Jahr verzeichnete die BASF aufgrund von milliardenschweren Abschreibungen auf ihre Tochter Wintershall DEA einen Verlust von 627 Millionen Euro. Im Januar kündigte Wintershall DEA schließlich das Ende seiner Geschäfte in Russland an, die zuvor noch die Hälfte der gesamten Produktion des Unternehmens ausmachten. Der russische Teil der Tochter war bereits vollständig abgeschrieben, wie Elvermann bestätigte. Ein Teil des Geldes könnte sich der Konzern aber durch staatliche Investitionsgarantien zurückholen, die im unteren Milliardenbereich liegen.

Diese Ansprüche sind jedoch nicht in der Bilanz der BASF als Forderungen ausgewiesen.Neben Adnoc ist laut der Nachrichtenagentur auch der britische Ölkonzern Harbour Energy interessiert an einem Erwerb von Wintershall DEA. Weder Adnoc noch Harbour Energy haben jedoch offiziell Stellung dazu bezogen, wie es in dem Bericht weiter heißt. Sowohl BASF als auch Wintershall DEA waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Adnoc versucht bereits seit einiger Zeit, den deutschen Chemiekonzern Covestro zu übernehmen.

Im Sommer wurde darüber spekuliert, dass Adnoc informell 60 Euro pro Aktie geboten hätte, was einer Bewertung von 11,6 Milliarden Euro für Covestro entspricht. Erst im September gab das Unternehmen bekannt, mit Adnoc Gespräche zu führen, woraufhin der Aktienkurs auf rund 54 Euro stieg. Zuvor hatte die Aktie im Juni noch bei unter 40 Euro gelegen. Seit der Ankündigung im September gibt es jedoch kaum noch Neuigkeiten zu den Übernahmegesprächen und die Kursfantasie hat etwas nachgelassen. Am Donnerstag schloss die Aktie bei 47,65 Euro. Seit Jahresbeginn hat sie jedoch bereits um 30 Prozent zugelegt.

Adnoc führt zudem Gespräche mit dem österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV über eine Fusion der Chemieunternehmen Borealis und Borouge. Laut Bloomberg könnte durch diese Fusion ein Chemie- und Kunststoffkonzern mit einem Marktwert von über 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Milliarden Euro) entstehen. Borealis, das in Wien ansässig ist, gehört zu 75 Prozent OMV und der Rest ist im Besitz von Adnoc. Borouge, das ebenfalls gelistet ist, ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Adnoc und Borealis mit einem Marktwert von 22 Milliarden Dollar.

Die Nachrichten über mögliche Kaufinteressenten für Wintershall DEA haben der zuletzt stockenden Erholung der BASF-Aktie am Freitag neuen Auftrieb gegeben. Laut Bloomberg sind sowohl Adnoc als auch Harbour Energy an der Öl- und Gassparte des Unternehmens aus Ludwigshafen interessiert. Aufgrund dieser Aussichten überwand die Aktie am letzten Handelstag der Woche bereits am Morgen die gleitende 90-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend angibt. Derzeit liegt diese Linie leicht über 44,40 Euro. Die Aktie legte zuletzt um 1,57 Prozent auf 44,50 Euro zu und zählte damit zu den Gewinnern im DAX 40, der moderat zulegte. Auch Covestro profitierte von den Gerüchten und stieg um 1,55 Prozent auf 48,39 Euro.

Adnoc zeigt bereits seit geraumer Zeit Interesse an dem deutschen Chemie- und Kunststoffkonzern Covestro. Im September bestätigte Covestro Gespräche, jedoch herrscht seitdem kaum noch Kommunikation nach außen. Analyst Chetan Udeshi von der US-Bank JPMorgan schätzt, dass ein Verkauf von Wintershall DEA BASF ein Aufwärtspotenzial von rund6 Prozent des aktuellen Marktwertes bringen könnte. Er geht dabei von einem Unternehmenswert für Wintershall DEA von 10 Milliarden Euro aus. Allerdings wurde in dem Bloomberg-Bericht sogar von einem möglichen Wert über 10 Milliarden Euro gesprochen. Die BASF hält knapp 73 Prozent an dem Unternehmen. Ein Händler kommentierte die Spekulationen: “Die Gerüchteküche über ein Interesse an Wintershall DEA brodelt”, vor allem, weil der Verkauf im kommenden Jahr abgeschlossen werden soll.

2024 könne für BASF daher ein Jahr der Geldmaximierung werden. Der Preis für Wintershall DEA könnte dabei sogar über dem Buchwert liegen.

Marktexperte Andreas Lipkow wies mit Blick auf den Autokonzern Mercedes-Benz (ehemals Daimler) darauf hin, dass arabische Investoren in den vergangenen Jahrzehnten bereits mehrmals ein “ausgezeichnetes Gespür für strategische Investments in deutschen Unternehmen” bewiesen haben. Der Staatsfonds von Kuwait hält derzeit knapp sechs Prozent an dem Stuttgarter Fahrzeughersteller. “Der mögliche Kauf von Wintershall DEA ist eine ähnliche Situation und könnte ein Win-Win-Geschäft für beide Parteien sein”, meinte Lipkow. Für die BASF sei es aufgrund ihrer neuen Konzernausrichtung schwierig, Wintershall DEA zu nutzen, weshalb sie sich bereits seit einigen Jahren von dem Unternehmen trennen möchte. Adnoc hingegen hätte durch den Erwerb die Möglichkeit, die Wertschöpfungskette zu vertiefen.

(eulerpool-AFX)

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