Die Behörden haben Airbnb aufgefordert, rund 780 Millionen Euro aufgrund von Vorwürfen der Steuerhinterziehung zu zahlen.
Die Wohnungsplattform Airbnb wurde wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung dazu verurteilt, zunächst 780 Millionen Euro an den italienischen Fiskus abzutreten. Die Staatsanwaltschaft von Mailand wirft dem Unternehmen vor, fünf Jahre lang keine Steuern in Höhe von 21 Prozent auf Einkünfte aus Kurzzeitvermietungen in Italien gezahlt zu haben. Eine Ermittlungsrichterin ordnete am Montagabend die Beschlagnahme der Summe an.
Doch damit nicht genug: Die aktuelle italienische Regierung plant sogar, die sogenannte Einheitssteuer, die 2017 auf Mieteinnahmen in Italien eingeführt wurde, von 21 auf 26 Prozent zu erhöhen. Ziel ist es, der angespannten Wohnungssituation in Großstädten entgegenzuwirken und die hohen Mietpreise sowie die Überbelegung durch Touristen zu bekämpfen. Viele Vermieter bevorzugen die kurzfristige Vermietung an zahlungskräftige Touristen und nutzen dafür Plattformen wie Airbnb.
Die gerichtlichen Ermittlungen gegen Airbnb begannen im Frühjahr 2020, nachdem eine Steuerprüfung Aufschluss über die fehlenden Steuerzahlungen des Unternehmens gegeben hatte. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft hätte Airbnb durch die Einheitssteuer in den letzten fünf Jahren einen Umsatz von 3,7 Milliarden Euro generiert. Airbnb hatte bereits 2017 gegen die Einführung der Steuer geklagt, doch der Europäische Gerichtshof wies die Argumente des Unternehmens im vergangenen Dezember zurück und bestätigte die Verpflichtung zur Einhebung und Abführung der Steuer.
Die Wohnungsplattform reagierte irritiert auf die Anordnung der Ermittlungsrichterin und betonte, dass man mit dem Finanzamt in Kontakt stehe. Das Unternehmen ist zuversichtlich, dass es sich gesetzeskonform verhalten hat und plant, seine Rechte wahrzunehmen. An der NASDAQ notiert die Airbnb-Aktie vorbörslich mit einem Minus von 0,23 Prozent bei 117,90 US-Dollar.
Diese Entwicklung ist kein Einzelfall und zeigt erneut den wachsenden Druck auf Plattformen wie Airbnb, die in der Vergangenheit oft von der Besteuerung ihrer Einkünfte verschont blieben. Die italienische Regierung setzt nun ein klares Signal, dass sie entschlossen ist, solche Unternehmen stärker zur Kasse zu bitten. Mit der Erhöhung der Einheitssteuer will sie nicht nur Steuereinnahmen generieren, sondern auch dem Wohnungsmarkt entgegenwirken. Das Vorgehen Italiens könnte auch Auswirkungen auf andere Länder haben, die bisher Airbnb und Co. weniger besteuert haben.
(eulerpool-AFX)