Wachsender KI-Energiebedarf birgt Risiken für Stromnetze – Fujitsu sieht Geschäftspotenzial

Fujitsu kündigt einen Chip an, der 90 Prozent Energie bei KI-Rechenprozessen sparen soll, und tritt damit in Konkurrenz zu einem großen Technologieunternehmen.

Fujitsu verspricht einen innovativen KI-Chip, der den Energieverbrauch enorm reduzieren soll und greift damit einen wichtigen Markt für Tech-Giganten an. Mit dem raschen Wachstum des KI-Sektors kommt auch die Schattenseite des hohen Energieverbrauchs von Datenzentren zum Vorschein. Fujitsu möchte dem entgegenwirken und entwickelt einen Halbleiter namens Monaka, der auf der neuesten Zwei-Nanometer-Prozessortechnologie von TSMC basiert und bis 2026 auf den Markt kommen soll. Dieser Chip benötigt laut Fujitsu nur ein Zehntel der Energie im Vergleich zu bisherigen Modellen mit größeren Strukturen.

Die Anwendungen generativer KI wie ChatGPT sind derzeit einer der größten Wachstumsbereiche in der Chipindustrie und ermöglichen Textverständnis, Schreiben und logisches Argumentieren. Große Technologiekonzerne wie Amazon, Google, Microsoft und chinesische Unternehmen wie Tencent und Baidu investieren in rasantem Tempo in Datenzentren, um ihre KI-Systeme zu trainieren. Doch mit dem rasanten Wachstum kommt auch die Sorge um einen möglichen Strommangel auf. Tesla-Gründer Elon Musk warnt, dass zusammen mit der Verkaufsoffensive für Elektroautos, KI die Energiestrategien der Industrieländer durcheinander bringen könnte.

Auch andere Experten teilen diese Bedenken. Der Chef des Mobilfunknetzes bei Softbank, Junichi Miyakawa, betont auf einer Strategiekonferenz, dass genügend Energie zur Verfügung gestellt werden muss, um eine Koexistenz von Mensch und KI zu ermöglichen. In einem Extremszenario, in dem sich die heutigen Systeme schnell zu allgemeiner KI weiterentwickeln und massenhaft menschliche Denkaufgaben übernehmen, könnte sich der Strombedarf in japanischen Rechenzentren zwischen 2020 und 2030 um das 260-Fache erhöhen. Das entspricht einer Steigerung um 60 Prozent mehr als die Regierung für 2040 prognostiziert hat.

Um dieser Herausforderung entgegenzuwirken, versuchen Rechenzentren bereits jetzt Strom zu sparen, zum Beispiel durch Drosselung der Leistung in Zeiten geringer Nachfrage. Auch die Halbleiterhersteller arbeiten an effizienteren Lösungen. IBM hat zum Beispiel einen Chip namens Northpole entwickelt, der Rechenleistung und Speicher vereint und bestimmte Berechnungen effizienter durchführen soll als die modernsten Grafikchips. Fujitsu hingegen hat einen anderen Markt im Fokus: das Hochleistungscomputing. Mit dem Superrechner Fugaku und einem eigenen Quantencomputer, der als nächste Stufe des Rechnens gilt, ist Fujitsu gut positioniert, um Lösungen für die Informationstechnologie anzubieten.

Der neue KI-Chip von Fujitsu, der lediglich 144 Kerne verwendet, ist zwar kleiner als der von Konkurrent IBM, basiert jedoch auf sechs Mal kleineren Strukturen und ist somit höchst energieeffizient. Die Herausforderung für Fujitsu besteht darin, die absolute Marktführerschaft von Nvidia, einem Grafikkartenhersteller, anzugreifen. Grafikprozessoren (GPUs) sind in der Regel stromhungriger als Computerchips, werden aber aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit in vielen Anwendungen eingesetzt, die für das Training von KI-Systemen oder die Berechnung von Kryptowährungen verwendet werden. Eine andere Technologie wie die von Fujitsu könnte jedoch an Bedeutung gewinnen, da sich der Markt für KI-Anwendungen in den kommenden Jahren voraussichtlich von zentralen Rechenzentren hin zur sogenannten “Edge” verschieben wird, also in Maschinen, Autos oder Handys.

Für Fujitsu ist daher die hohe Energieeffizienz von Monaka ein wichtiger Wettbewerbsvorteil, da der Chip speziell für Anwendungen des maschinellen Lernens entwickelt wurde. Den Marktanteil von GPUs in Rechenzentren schätzt der Analyst Frank Kung auf derzeit 72 Prozent, wobei der Großteil auf Nvidia entfällt. Trotzdem ist er der Meinung, dass spezielle Chips wie der von Fujitsu in den kommenden Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewinnen werden. Die KI-Anwendungen werden voraussichtlich von großen, zentralen Rechenzentren hin zu zielgerichteten Anwendungen an Orten wie Maschinen, Autos und Handys wandern, wodurch die Energieeffizienz einen noch größeren Stellenwert einnehmen wird. Fujitsu zielt mit Monaka also nicht direkt auf generative KI ab, sondern auf eine Technologie, die Muster in großen Datensätzen erkennt und sich somit für eine Vielzahl von Anwendungen eignet.

Es bleibt abzuwarten, ob Fujitsu mit seinem hoch effizienten KI-Chip die Marktführerschaft von Nvidia angreifen und sich somit einen großen Anteil am wachsenden Markt für KI-Anwendungen sichern kann. Fest steht jedoch, dass die steigende Nachfrage nach Rechenleistung für KI-Systeme auch mit einem hohen Energieverbrauch einhergeht und somit energieeffiziente Lösungen immer wichtiger werden, um eine nachhaltige Entwicklung in diesem Bereich zu gewährleisten. Fujitsu setzt mit Monaka hier bereits ein starkes Zeichen und könnte somit zu einem wichtigen Player in der Chipindustrie werden.

(eulerpool-AFX)

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