Tesla beginnt mit der Auslieferung der ersten Cybertruck-Modelle

Produktionsprobleme, überzogene Technologie, hohe Kosten: Tesla liefert am Donnerstag erste Pick-ups aus, Risiko für Elon Musk.

Tesla bereitet sich auf die Auslieferung seines hoch ambitionierten Cybertrucks vor, der am Donnerstagabend in Austin, Texas an die ersten Kunden übergeben wird. Während die Einführung dieses futuristisch-designten Pick-ups zunächst als Erfolg gefeiert werden sollte, könnte er sich laut Experten, Analysten und dem CEO Elon Musk selbst als Albtraum für das Unternehmen erweisen.

Die internen Dokumente von Tesla, Teil der sogenannten Tesla-Files, deuten bereits auf Produktionsprobleme und Mängel hin, die auch Musk selbst nicht leugnen konnte. Es wird geschätzt, dass der Cybertruck ungefähr neun Milliarden Dollar an Investitionen erfordern wird, was zu einem negativen Gewinn und Cashflow für die nächsten18 Monate führen könnte.

Bei der Entwicklung des Cybertrucks hat Tesla sich selbst hohe Ziele gesetzt, was jedoch mit erheblichem Aufwand verbunden ist. Die Neuerungen in Technologie und Design stellen eine große Herausforderung dar, die bei der Fertigung des Fahrzeugs zu erheblichen Problemen führen können. Zudem sorgen auch die neuartigen Materialien und Bauweisen für Schwierigkeiten.

Das Stahlblech, das für die äußere Hülle des Cybertrucks verwendet wird, hat zwar gewisse Vorteile wie Rostfreiheit und Langlebigkeit, aber es ist auch schwerer und schwieriger zu verarbeiten als herkömmliche Materialien. Zudem hat das eckige Design des Pick-ups zu vermehrten Spaltmaßen zwischen den Teilen geführt, was für Tesla zusätzliche Herausforderungen bei der Fertigung bedeutet.

Ein weiteres Problem ist das 800-Volt-Bordsystem des Cybertrucks, das von den meisten anderen Elektrofahrzeugen abweicht und einen höheren Aufwand bei der Produktion erfordert. Die Frage ist, ob der Markt für ein derartig einzigartiges Fahrzeug groß genug ist, um die hohen Kosten und Herausforderungen zu rechtfertigen.

Trotz der Hürden ist es Musk gelungen, den Cybertruck gegen die Bedenken einiger Tesla-Designer und Ingenieure durchzusetzen. Ob diese Entscheidung langfristig erfolgreich sein wird, bleibt jedoch abzuwarten. Analysten schätzen, dass die Absatzzahlen des Cybertrucks im Vergleich zu den Verkäufen von Branchenführer Ford bei ihren F-Serien eher gering ausfallen werden. Ob sich die Innovation dieses futuristischen Pick-ups auszahlen wird, bleibt somit fraglich.

Elon Musk hatte bereits im Rahmen des “Battery Day” 2020 die Einführung der neuen Zellen vom Typ 4680 für den Einsatz im Cybertruck angekündigt. Seitdem warten Analysten und Experten gebannt auf die breite Markteinführung der revolutionären Technologie. Der Cybertruck wird das erste Fahrzeug von Tesla sein, das ausschließlich mit den zylinderförmigen 4680-Zellen ausgestattet wird. Diese haben einen Durchmesser, der mehr als doppelt so groß ist wie bei bisherigen Zellen, und eine Energiedichte, die um das Fünffache höher liegt. Dadurch wird auch die Reichweite des Elektroautos um 16 Prozent gesteigert. Doch nicht nur das – die größeren Zellen sollen auch in die Karosserie integriert werden, was zu einer Kostenreduktion und einer Gewichtsverringerung führt.

Obwohl Pilotversuche vielversprechend waren, stellt die Massenproduktion der 4680-Zellen Tesla vor Herausforderungen. Das liegt vor allem am neuartigen Produktionsverfahren der Trockenbeschichtung, über das Tesla bisher nur wenige Details preisgegeben hat. Aus Patenten und Einschätzungen von Branchenexperten ist jedoch bekannt, dass die Herausforderung darin besteht, einen sehr dünnen Elektrodenfilm mit einer Breite von bis zu zwei Metern in einer Rekordgeschwindigkeit von 160 Metern pro Minute zu verarbeiten. Dieser komplexe Prozess läuft in einem hohen Tempo ab, und Fehler können aufgrund der Geschwindigkeit große Schäden verursachen, ehe sie überhaupt bemerkt werden.

Tesla beteuert, dass die Einführung der 4680-Zellen das Produktionsvolumen des Cybertruck nicht beeinträchtigen wird. Dies wurde erst kürzlich bei einem Treffen mit Deutsche-Bank-Analyst Rossner bekräftigt. Dennoch ist ungewiss, wie reibungslos die Massenproduktion der Zellen ablaufen wird. Erst in etwa zwei Jahren, wenn die Serienproduktion beginnt, wird sich zeigen, ob Tesla die technologischen Hürden erfolgreich überwunden hat.

(eulerpool-AFX)

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