Projekt Stuttgart 21 könnte knapp zwei Milliarden Euro teurer werden

Kostenexplosion bei Stuttgart 21: Insider prognostizieren elf Milliarden Euro, Mehrkostenfrage beschäftigt Gerichte.

Die geplante Bahnstrecke Stuttgart21, ein ambitioniertes Projekt zur Verlegung des Stuttgarter Kopfbahnhofs unter die Erde, wird laut Insiderinformationen mit erneuten Kostensteigerungen konfrontiert. Diese sollen sich auf rund elf Milliarden Euro belaufen, womit die Gesamtkosten nahezu das Doppelte der ursprünglichen Kalkulation aus dem Jahr 2010 betragen. Die exakte Summe wurde von der Nachrichtenagentur Reuters und der Deutschen Presseagentur unter Berufung auf informierte Quellen berichtet und spiegelt die jüngste Kostenschätzung wider. Zuvor hatte es bereits zahlreiche, teils drastische Erhöhungen gegeben.

In einem geheimen Bericht wurde erst kürzlich von zusätzlichen Kosten in Höhe von 614 Millionen Euro gesprochen, die zu einem Gesamtbetrag von knapp zehn Milliarden führen würden. Nun revidiert die Deutsche Bahn ihre Kalkulation erneut und plant zusätzlich einen Puffer von 500 Millionen Euro, wodurch der Finanzierungsrahmen bei knapp 11,5 Milliarden Euro liegt. Dies berichten Personen, die mit den internen Zahlen vertraut sind, gegenüber Reuters. Ein Bahn-Sprecher wollte sich jedoch nicht zu den Berichten äußern.

Auf einer kürzlichen Sitzung des Lenkungskreises von Stuttgart21 betonten die Projektpartner jedoch, dass mit weiteren Kostensteigerungen zu rechnen sei. “Die Indizien, dass wir den Kostenrahmen nicht halten können werden, haben sich so weit verdichtet, dass wir jetzt intern dringend darüber diskutieren müssen”, äußerte sich Berthold Huber, Infrastrukturvorstand der Deutschen Bahn, am vergangenen Freitag besorgt. In sämtlichen Bauaktivitäten seien erhebliche Kostensteigerungen zu verzeichnen. Die Gesamtkosten des Projekts sollen schließlich am 18. Dezember vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn diskutiert werden. Bei einzelnen Ausschreibungen gab es laut dem Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, bereits Kostensteigerungen von 100 bis 200 Prozent.

Der Grünepartei-Politiker betonte, dass die bisherigen Pläne nun zerschlagen werden müssen. Als Hauptgrund für die erneuten Kostensteigerungen nennt das Management eine allgemeine Kostensteigerung im Baubereich, insbesondere in den letzten beiden Jahren, die bei etwa 30 Prozent liegt. Bereits vor Gericht kämpfen die Projektpartner um die Frage, wer für die Mehrkosten von Stuttgart21 aufkommen muss. Das Projekt sieht im Kern vor, den Stuttgarter Hauptbahnhof unter die Erde zu verlegen und durch Tunnel an Hochgeschwindigkeitsstrecken anzuschließen.

Auch der Stuttgarter Flughafen soll über diese Strecke erreichbar sein. Die Flächen des bisherigen Bahnhofs sollen zudem für Wohnzwecke genutzt werden. Allerdings war das Projekt von Anfang an heftig umstritten und führte bereits in der Planungsphase zu hitzigen Debatten. Kritiker bemängelten, dass die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen für den Verkehr stehen. Nachdem der Baubeginn erfolgte, kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, wodurch zahlreiche Verletzte zu beklagen waren.

Die Proteste, an denen teilweise mehr als 50.000 Menschen beteiligt waren, führten letztendlich zur Volksabstimmung im Jahr 2011 im gesamten Bundesland Baden-Württemberg. Etwa 60 Prozent der Wähler sprachen sich damals für den Weiterbau von Stuttgart21 aus. Auch derursprüngliche Eröffnungstermin musste immer wieder korrigiert werden. Während kurz nach Baubeginn noch von einer Fertigstellung im Jahr 2019 die Rede war, nannte die Bahn im Jahr 2018 als neuen Startpunkt den Dezember 2025. Ein Bahn-Sprecher betonte jedoch, dass man weiterhin an diesem Zeitrahmen festhalte.

(eulerpool-AFX)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert