Nikki Haley gewinnt an finanzieller Unterstützung: Großspender sehen in ihr eine ernsthafte Konkurrentin für Trump

Die Republikanerin Nikki Haley gewinnt in Schlüsselstaaten und an der Wall Street an Beliebtheit und könnte den Präsidentschaftswahlkampf maßgeblich beeinflussen.

Nikki Haley könnte den Präsidentschaftswahlkampf auf den Kopf stellen. Die Republikanerin gewinnt in wichtigen Bundesstaaten und an der Wall Street an Zustimmung. In den kommenden Tagen touren republikanische Präsidentschaftsbewerber verstärkt durch die Vorwahlstaaten der USA, um sich als Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen zu positionieren. Denn in wenigen Wochen entscheiden die Bundesstaaten Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina darüber, wer nominiert wird.

Doch während ihre Konkurrenten unermüdlich Auftritte in Rathäusern, Gemeindezentren und Schnellrestaurants absolvieren, verfolgt Nikki Haley eine andere Strategie: Sie trifft sich in New York mit Großspendern der Wall Street, die sich zunehmend für sie interessieren. Peter Rough, ehemaliger Berater von George W. Bush im Weißen Haus, der heute das Europazentrum an der Denkfabrik Hudson Institute leitet, deutet an: “Sie hat definitiv ein Momentum.”

Das jüngste Signal dafür ist eine mutmaßlich gigantische Finanzspritze für Haleys Kampagne: Am Dienstag verkündete das politische Netzwerk des Milliardärs Charles Koch, Americans for Prosperity (AFP), seine Unterstützung für die 51-jährige Ex-Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina. Dies ist das erste Mal, dass sich Koch frühzeitig im Wahlkampf auf eine Person festlegt. “Wir müssen die Vergangenheit hinter uns lassen”, sagt Emily Seidel, Geschäftsführerin von AFP, in Anspielung auf den 81-jährigen US-Präsidenten Joe Biden und den 77-jährigen Donald Trump, der derzeit der Favorit der republikanischen Basis ist.

Seidel erklärt, dass Trump “zu extrem” sei und unter anderem aufgrund vieler Strafprozesse “unwählbar” sei. Mit Nikki Haley könne man “ein neues Kapitel aufschlagen”. Die ehemalige UN-Botschafterin von Trump sei eine “Führungspersönlichkeit mit Urteilsvermögen und Erfahrung, um unser Land vor dem Abgrund zu bewahren”.

In ihrer Zeit als UN-Botschafterin hat Nikki Haley viele Großspender kennengelernt. Zum Beispiel hat sie in dieser Zeit den Hedgefonds-Manager Paul Singer kennengelernt, der ihre Kampagne seit Beginn finanziell unterstützt, sowie die Unternehmer-Witwe Miriam Adelson. Immer mehr Milliardäre möchten nun Haley unterstützen.

Der Mitbegründer der Baumarkt-Kette Home Depot, Ken Langone, sagte in einem Interview mit dem Sender CNBC am Montag: “Haley ist die einzige Person, die es mit Trump aufnehmen kann.” Ken Griffin, Gründer des Investmentgiganten Citadel und einer der größten republikanischen Spender, sagte gegenüber Bloomberg, dass er eine Unterstützung für Haley “aktiv in Erwägung ziehe”. Das “Wall Street Journal” berichtet, dass der ehemalige Trump-Berater Gary Cohn und der UBS-Banker Mike Santini vor Kurzem in New York eine Spendengala für Haley abgehalten haben, bei der unter anderem BlackRock-CEO Larry Fink anwesend war.

In aktuellen Umfragen liegt Haley zwar noch weit hinter Trump, der bei über 50 Prozent Beliebtheit unter Republikanern liegt und somit einen großen Vorsprung hat. Seine Übermacht hat bereits viele Bewerber aus dem Rennen gedrängt, sodass bei der nächsten TV-Debatte am 6. Januar nur noch vier Republikaner zu sehen sein werden: Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, Chris Christie, ehemaliger Gouverneur von New Jersey, der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy und Nikki Haley. Während DeSantis in Umfragen stark abgestürzt ist, konnte sich Haley in einigen Vorwahlstaaten auf den zweiten Platz hinter Trump kämpfen – wenn auch mit großem Abstand und im niedrigen zweistelligen Bereich.

Trump’s ungebrochene Popularität hat bereits in Europa Spekulationen über seine mögliche Rückkehr ins Weiße Haus ausgelöst. Die Entscheidung von Koch zeigt jedoch, dass der Präsidentschaftswahlkampf auf republikanischer Seite noch nicht entschieden ist. Vor allem nicht, sollte Trump doch noch über seine Gerichtsverfahren stolpern. Mit der Unterstützung von AFP hat Haley nun die mächtigste libertär-rechtskonservative Gruppe an ihrer Seite und kann auf eine aggressive Wahlkampagne hoffen.

Im Jahr 2020 hat Koch 500 Millionen US-Dollar in den Wahlkampf gesteckt – mehr als das Doppelte von dem, was Biden jährlich an Spenden einnimmt. Peter Rough erklärt: “Bis zu den ersten Vorwahlen am 15. Januar kann noch viel passieren. Sieben Wochen sind eine lange Zeit, in der in Europa ganze Europawahlen entschieden werden.” Würde Haley weiterhin Unterstützung gewinnen und Wähler auf sich aufmerksam machen, könnte sie den Rückstand zu Trump aufholen und ihn sogar einholen. Endgültig entscheidet wird der Kandidat auf dem Parteitag der Republikaner im Sommer.

Auf dem Papier hat Nikki Haley viele Eigenschaften, die nicht nur den US-Wahlkampf, sondern auch die politischen Koordinaten der USA auf den Kopf stellen könnten. Sie ist die erste indisch-stämmige Amerikanerin, die sich überhaupt auf das höchste Amt der Welt bewirbt. Ihre Einwanderungsgeschichte und ihr Geschlecht machen sie zu einer Anomalie in ihrer überwiegend männlich geprägten, weißen Partei.

Kurzum: Nikki Haley ist eine Präsidentschaftsbewerberin, wie es sie noch nie gab. Als ehemalige Gouverneurin bringt sie jedoch vor allem Regierungserfahrung und wirtschaftliche Erfolge mit. Unter ihrer Führung hat sich der Konzern Volvo im Südstaat South Carolina angesiedelt und der deutsche Autobauer BMW hat sein Werk in Spartanburg erweitert. In der Geschäftswelt wird Haley als pragmatisch und tatkräftig angesehen, was erklärt, warum Finanziers nach einer Alternative zu Trump suchen. Eine Topmanagerin eines Industrieunternehmens erklärt: “Trumps Deregulierung und Steuersenkungen waren zwar gut für das Land, aber er ist zu unvorhersehbar. Bei Trump wusste man nie, was als nächstes kommt.” Haley wäre hingegen “eine gute Kandidatin”.

(eulerpool-AFX)

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