Der neue Twitter-Konkurrent Threads betritt den deutschen Markt, bietet mehr Inhalt, verzichtet aber auf Schlüsselfunktion für Nachrichtendienste.
Der Twitter-Nachfolger bekommt in Europa Konkurrenz: Threads ist nun auch hierzulande verfügbar. Mit dem Launch in der EU will Meta, das soziale Netzwerk hinter dem Kurznachrichtendienst, seine Präsenz auf dem Markt stärken. Dabei ist die EU mit 450 Millionen Menschen ein bedeutender Absatzmarkt und Werbefläche.
Threads ist eng verwandt mit Elon Musks ehemaligem Dienst X, präsentiert jedoch wichtige Unterschiede. Trotz der hohen Nachfrage von Nutzern bei der Einführung im Juli und der engen Verzahnung mit Metas Foto-Netzwerk Instagram, bleiben konkrete Erfolgszahlen von Threads bislang unbekannt. Doch der europäische Launch könnte dies ändern.
Der Grund für die Verzögerung in Europa waren offene Fragen bei der Regulierung. Der Digital Markets Act erschwert unter anderem die Zusammenführung von Daten aus verschiedenen Diensten, was das Geschäftsmodell von Meta direkt betrifft. Um dies zu umgehen, können Inhalte in Threads auch ohne Anmeldung eingesehen werden, während das Verfassen von Beiträgen ein Nutzerprofil erfordert. Eine Löschung des Threads-Kontos ist auch ohne Auflösung des Instagram-Kontos möglich.
Der Kurznachrichtendienst ist eng mit Fotos und Videos von Instagram verbunden und ähnelt in Funktionen und Design dem textlastigen X. Allerdings können Beiträge auf Threads wesentlich länger sein – bis zu 500 Zeichen – und auch Links, Fotos und Videos bis zu fünf Minuten Länge beinhalten. Bislang sind rund 61 Prozent der Threads-Nutzer männlich, die Mehrheit davon im Alter zwischen 25 und 34 Jahren. Die von Werbekunden bevorzugte Altersgruppe von18 bis 24 Jahren ist dagegen mit 14,5 Prozent unterrepräsentiert.
Analysten sehen in Threads einen Versuch Metas, die Probleme von X auszunutzen und damit mehr Nutzer anzulocken. Bisherige Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen jedoch, dass die Nutzer nicht in Scharen zu Threads gewechselt sind, was unter anderem an der fehlenden chronologischen Sortierung der Beiträge liegt. Ein weiterer Faktor ist, dass Threads nicht als reiner Nachrichtendienst agieren möchte, sondern vor allem unterhalten will.
Damit fehlt der Plattform eine genaue Identität und Abgrenzung. Für Meta zählt vor allem die Reichweite und das Engagement der Nutzer, da “Negativität” wie politische und sachliche Inhalte vermieden werden sollen. Der Erfolg von X hängt laut Analysten stark vom Verhalten von Besitzer Elon Musk ab. Um Werbekunden und Nutzer zu halten, muss dieser die Inhalte auf dem Kurznachrichtendienst besser überwachen. Doch bisher scheint es nicht, als würde Musk diesem Rat folgen.
Auch auf Threads wird derzeit noch keine Werbung geschaltet, doch dies wird sich in den kommenden Monaten ändern. Analysten gehen davon aus, dass Meta ähnlich wie bei Instagram und Facebook in Zukunft kostenpflichtige Versionen ohne Werbung anbieten wird. Derzeit müssen Nutzer bereits für die werbefreien Versionen von Meta Verified bezahlen.
(eulerpool-AFX)