Der einstige Weltmarktführer im Chipbereich versucht mit neuen Prozessoren, am KI-Boom teilzuhaben, indem er Wettbewerbsstrategien seiner Konkurrenten übernimmt.
Intel versucht, mit seinen neuen Prozessoren am KI-Boom teilzuhaben und setzt dabei auf bewährte Strategien der Konkurrenz. Pat Gelsinger, CEO des einstigen Weltmarktführers, wird am heutigen Donnerstag in New York eine neue Generation von Computerchips vorstellen. Diese sollen den tief gefallenen Halbleiterkonzern wieder auf Kurs bringen und sich im kommenden Jahr als wichtige Umsatzbringer erweisen.
Die Prozessoren, unter dem Codenamen “Meteor Lake” entwickelt, sollen Intel im hart umkämpften Notebookgeschäft Marktanteile zurückerobern. Doch auch im Serverbereich, wo der kalifornische Konzern insbesondere auf den wertvollsten Chiphersteller der Welt, Nvidia, abzielt, setzen sie mit “Emerald Rapids” auf neue Chips.
Mit diesen Produkten möchte Intel sich als ernstzunehmende Option im Bereich Künstlicher Intelligenz etablieren. Mit den neuen Notebookchips wollen sie KI-Anwendungen direkt auf dem Gerät ausführen und damit auch die Serverbetreiber überzeugen. Diese greifen bisher meist auf Nvidia-Chips zurück. Prozessoren, als Gehirn eines jeden Rechners, sind die größte Einnahmequelle von Intel und daher von hoher Bedeutung für die Aufholjagd des US-Konzerns.
Um erfolgreich zu sein, orientiert sich Intel an der Konkurrenz und bezieht einzelne Komponenten, etwa von TSMC, dem größten Auftragsfertiger der Welt. Dieser beliebt bei renommierten Chipherstellern wie AMD, Nvidia und Apple. Der Schritt von Intel, der auf der Suche nach neuer Technologie ist, hat auch konkrete Gründe.
Einerseits sind die Asiaten in vielen Bereichen technologisch weiter fortgeschritten, andererseits setzt Intel auf ein anderes Prozessordesign. Die sogenannten “Tiles” oder “Chiplets” ermöglichen es, einzelne Bestandteile der CPU eigenständig zu produzieren. Diesen Kern der CPU stellt Intel selbst her – mit der modernsten Fertigungstechnologie, der sogenannten EUV-Technologie von ASML.
Die Grafikprozessoren hingegen wird weiterhin von TSMC produziert, ebenso wie die “Neural Processing Unit”, die für die Beschleunigung von KI-Anwendungen verantwortlich ist und die Verarbeitung direkt auf dem Gerät ermöglicht, anstatt die sensiblen Informationen in die Cloud zu senden.
Intel verspricht außerdem, dass die neuen Prozessoren eine längere Batterielaufzeit von einer Stunde gegenüber den Vorgängerversionen ermöglichen. Die Managerin Astrid Steingruber, Leiterin des PC- und Notebook-Geschäfts in Europa, betont zudem die Effizienzsteigerung des Gesamtsystems. Für Intel ist es von großer Bedeutung, neue Wege zu gehen.
Der einstige Marktführer schrumpft, während Nvidia rasant wächst und an der Börse sogar mehr Wert ist als Intel. Hinzu kommt die öffentliche Demütigung durch Apple, nachdem der Technologiekonzern dazu aufrief, ältere Notebooks mit Intel-Prozessor gegen neue mit selbst entwickelten Chips auszutauschen. Die Marktforschung zeigt, dass Intel derzeit noch etwa 70 Prozent des Notebook-Marktes innehat, allerdings ist dieser Anteil in den letzten zehn Jahren stark gesunken.
Der Konkurrent AMD konnte dagegen den Marktanteil auf über 20 Prozent verdoppeln. Bei Desktop-PCs sieht es ähnlich aus, während Intel von gut 70 Prozent auf 50 Prozent abrutschte, konnte AMD seinen Marktanteil auf mehr als 40 Prozent ausbauen.
Wie erfolgreich “Meteor Lake” sein wird, lässt sich laut Alan Priestley von Marktforscher Gartner noch nicht beurteilen. Die ersten Geräte werden in den kommenden Tagen und Wochen erhältlich sein und dann wird sich zeigen, ob Intel technologisch mithalten oder sogar besser sein kann als AMD. Laut Intel-Managerin Steingruber werden die meisten Computerbauer ihre neuen Geräte auf der Elektronikmesse CES im Januar in Las Vegas präsentieren.
Fest steht jedoch, dass der Wettbewerb hart bleibt. AMD ist mit ihrem kürzlich vorgestellten Ryzen-8000-Prozessor durchaus eine ernstzunehmende Konkurrenz. Laut Analysten von Yole wird der Markt für CPUs in den nächsten fünf Jahren weiter wachsen und einen Umsatz von 97 Milliarden Dollar erreichen.
Derzeit teilen sich Intel und AMD den Markt größtenteils untereinander auf, doch es drängen auch neue Anbieter, insbesondere aus China, auf den Markt.
Im Bereich der KI-Anwendungen in Rechenzentren ist hingegen Nvidia der dominierende Anbieter. Im letzten Quartal verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von über 18 Milliarden Dollar, während Intel nur vier Milliarden verbuchen konnte.
Nvidia-CEO Jensen Huang hatte sogar lange Schwierigkeiten, die hohe Nachfrage zu erfüllen. Anleger sehen Intel seit einiger Zeit jedoch auf dem richtigen Weg, was sich auch im gestiegenen Aktienkurs von über60 Prozent seit Jahresbeginn widerspiegelt. Lediglich die größten Konkurrenten AMD und Nvidia übertreffen dies noch deutlich.
(eulerpool-AFX)