Christine Lagarde kündigt Diskussion über das Auslaufen des PEPP-Anleihenkaufprogramms an

Währungshüter befürworten ein Ende der Pepp-Käufe, während Lagarde vor verfrühtem Optimismus bezüglich der Inflation warnt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den EU-Abgeordneten in Aussicht gestellt, bald über ein vorzeitiges Ende der Anleihenkäufe im laufenden Kaufprogramm Pepp zu beraten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte sich am Montag vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel zu dieser Angelegenheit. Sie betonte, dass dies wahrscheinlich in naher Zukunft im EZB-Rat diskutiert und erwogen werde. Mehrere Währungshüter hatten sich in den vergangenen Monaten bereits für ein Ende der Pepp-Käufe ausgesprochen.

Kaufprogramme wie das PEPP waren während der Corona-Pandemie ein wichtiger Bestandteil der lockeren Geldpolitik der EZB. Mit dem Ziel, günstige Finanzierungsbedingungen für Staaten, Unternehmen und Haushalte aufrechtzuerhalten, kaufte die EZB Milliarden von Anleihen. Jedoch ist die Pandemie nun abgeklungen und die Notwendigkeit für solche Maßnahmen hat sich verringert. Trotzdem werden auslaufende Anleihen aus dem Programm noch immer vollständigersetzt. Diese Reinvestitionen sollen bis mindestens Ende 2024 fortgesetzt werden.

Außerdem äußerte Lagarde sich zur laufenden Überprüfung des operativen Zinsrahmens, mit dem die EZB die Liquiditätsversorgung der Banken steuert. Sie erklärte, dass die EZB sich mitten in dieser Arbeit befinde und dass dies möglicherweise zu einer Reduzierung der Bilanz der Notenbank führen werde. Die EZB-Bilanz hat derzeit ein Volumen von rund sieben Billionen Euro, während es vor der globalen Finanzkrise im Jahr 2007 lediglich 1,5 Billionen Euro waren. Die EZB-Chefin fügte hinzu, dass sie sich auch vorstellen könne, dass die Bilanz größer sein werde als vor der Krise.

Ein Vorschlag des EZB-Chefökonomen Philip Lane, die Notenbank solle künftig ein „strukturelles Anleihenportfolio“ als ständiges Instrument zur Liquiditätssteuerung besitzen, wurde von Lagarde als eine informierte Überlegung bezeichnet. Letztendlich sei jedoch der EZB-Rat für die Entscheidung in dieser Angelegenheit zuständig.

Obwohl die Inflation im Euroraum im Oktober bei 2,9 Prozent lag, mahnte Lagarde zu Zurückhaltung bezüglich voreiliger Feierlichkeiten über den Sieg über die Inflation. Sie betonte, dass die EZB in ihrer Zinspolitik weiterhin vorsichtig agieren müsse und die Faktoren, die die Inflation beeinflussen, genau im Auge behalten müsse. Die mittelfristigen Aussichten für die Inflation seien weiterhin unsicher, und Lagarde geht davon aus, dass der Inflationsdruck weiterhin nachlassen wird. Sie wies jedoch darauf hin, dass die Teuerung in den nächsten Monaten aufgrund von Basiseffekten möglicherweise wieder leicht ansteigen werde.

Die Währungshüter der EZB streben eine Inflation von 2,0 Prozent an, während sie im Herbst 2022 zeitweise über zehn Prozent lag. Auf dem jüngsten Zinstreffen im Oktober beschloss die EZB angesichts des zurückgehenden Preisdrucks, vorerst auf eine Erhöhung des Einlagensatzes zu verzichten. Dieser liegt derzeit bei 4,00 Prozent und markiert das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion im Jahr 1999. Lagarde versicherte zudem, dass zukünftige Entscheidungen der EZB dafür sorgen werden, dass die Zinsen für eine angemessene Zeit auf einem ausreichend restriktiven Niveau bleiben werden. Die EZB werde dabei weiterhin datenabhängig vorgehen und die Auswirkungen ihrer Maßnahmen auf die Wirtschaft berücksichtigen.

(eulerpool-AFX)

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