Deutsche Automobilindustrie verdoppelt Patentanmeldungen in China

Eine Patentstudie enthüllt, wie BMW, Mercedes und VW im chinesischen Elektroautomarkt, wo sie bisher keine große Rolle spielen, aufholen planen.

Deutsche Autohersteller drängen auf den chinesischen Markt für Elektroautos und intensivieren ihre Anstrengungen, um den chinesischen Konkurrenten die Stirn zu bieten. Laut einer neuen Patentstudie, die von der Münchener Kanzlei Grünecker durchgeführt wurde, haben die führenden deutschen Automarken im vergangenen Jahr fast 2000 Patente für Elektroautos in China angemeldet. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr und deutlich mehr als die USA, Korea und Japan.

Der chinesische Markt für Elektroautos gilt als das wichtigste Verkaufsfeld der Autoindustrie. Während deutsche Autobauer in der Vergangenheit vor allem auf bewährte westliche Technologie setzten, müssen sie nun jedoch aufholen, da China mittlerweile auch bei Innovationen führend ist. China setzt zunehmend auf Elektroautos und treibt auch die Vernetzung der Fahrzeuge massiv voran. Um ihre Marktposition in China zurückzugewinnen, sind die deutschen Hersteller daher gezwungen, in ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen in China zu investieren und ihre Erfindungen strategisch abzusichern.

Die Gründe für die gesteigerten Anstrengungen der deutschen Hersteller sind vielfältig. Zum einen sichern sie sich so ihre Zukunft auf dem chinesischen Markt, auf dem mittlerweile jedes zweite Elektroauto weltweit gebaut und verkauft wird. Zum anderen müssen sie auch die starke chinesische Position in der Batterietechnik angehen. Die größten Batteriehersteller der Welt stammen aus China, Korea oder Japan und kontrollieren die wichtigen Lithium-Ionen-Batterien. Laut Patentanwalt Jens Koch sind die Deutschen jedoch stark in der Anbindung der Batterie an das Auto und bei der Entwicklung neuer Batterietypen.

Auch in anderen Bereichen der Elektromobilität sichern sich deutsche Unternehmen wichtige Positionen in China. Laut der Patentstudie ist BMW führend bei den Patentanmeldungen, gefolgt vom Volkswagen-Konzern. Beide Unternehmen haben enge Partnerschaften mit chinesischen Herstellern angekündigt. Volkswagen will mithilfe des chinesischen Elektroautobauers Xpeng eine gemeinsame Plattform entwickeln, während auch Audi mit VWs chinesischem Joint-Venture-Partner SAIC kooperiert, um kompakte Limousinen herzustellen.

Die gesteigerten Anstrengungen der deutschen Autohersteller spiegeln sich auch in der Investition in Forschungs- und Entwicklungszentren in China wider. Volkswagen baut in Hefei ein neues Zentrum für Entwicklung, Innovation und Beschaffung, während BMW im August ein neues Entwicklungszentrum in Shanghai eröffnet hat. Diese Zentren sollen dazu beitragen, dass voll vernetzte intelligente Elektrofahrzeuge schneller produziert werden können. Auch die Zusammenarbeit mit chinesischen Forschern und Entwicklern wird verstärkt.

Langfristig ist unklar, wer das Rennen um die Zukunft der Elektromobilität in China machen wird. Laut Patentexperten können die Deutschen zwar nicht mit der chinesischen Dominanz in der Batterietechnik mithalten, jedoch können sie durch ihre Innovationen in anderen Bereichen gute Positionen aufbauen. Dies erinnert an die Strategie der Japaner in den 1980er-Jahren, als sie den Markt für Faxgeräte eroberten, indem sie Patente für die nötige Datentechnik von deutschen Organisationen kauften. Die Deutschen sollten daraus lernen und ihre Anstrengungen in China verstärken, um auch in Zukunft erfolgreich auf dem chinesischen Markt zu agieren.

(eulerpool-AFX)

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