Digitalminister Wissing setzt sich für Einführung eines KI-Tüvs ein

Prüfer und Experten entwickeln ein Gütesiegel für KI, getrieben von Fehlerrisiken und Geschäftspotenzial.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie treibt die nationale Initiative „Mission KI“ voran, um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz in Deutschland zu fördern. Ein zentraler Bestandteil dieser Initiative ist die Einführung eines Gütesiegels für KI, welches die geprüfte und zertifizierte Sicherheit und Leistungsfähigkeit von KI-Anwendungen gewährleisten soll.

Im Fokus stehen dabei KI-Systeme und Modelle, die nicht unter die geplante KI-Regulierung der Europäischen Union fallen und somit als verlässlich eingestuft werden können. Denn trotz des Potenzials von Künstlicher Intelligenz als internationaler Wettbewerbsvorteil für „AI made in Germany“, bestehen noch immer Unsicherheiten beim Einsatz und Umgang mit dieser Technologie. Oftmals ist unklar, wie KI-Systeme zu ihren Entscheidungen kommen, wodurch sie als “Blackbox” bezeichnet werden.

Um die Einführung von KI zu erleichtern und für mehr Transparenz zu sorgen, soll das geplante Gütesiegel eine Entscheidungshilfe bieten. Es wird von einer Gruppe aus Forschungs-, Prüf- und Zertifizierungsorganisationen entwickelt, zu der unter anderem PwC Deutschland, das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und das Tüv AI Lab gehören. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen gemeinsam Standards und Prüfverfahren erarbeitet werden, um die Sicherheit und Verlässlichkeit von KI-Systemen zu testen und zu zertifizieren.

Es werden sowohl KI-Modelle als auch KI-Systeme geprüft, wie zum Beispiel große Sprachmodelle, die in der Lage sind, auf menschlichem Niveau zu kommunizieren, sowie vortrainierte Modelle zur Bilderkennung. Zu den KI-Systemen zählen beispielsweise Prognosesysteme zur Vorhersage von Lieferzeiten oder auch Chatbots, die auf neuronalen Netzen basieren.

Hendrik Reese, Partner bei PwC, warnt vor einer Sicherheitslücke, die entstehen kann, wenn unregulierte KI-Modelle für hochriskante Anwendungen verwendet werden. Die Einführung des Gütesiegels soll daher nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch für faire und vergleichbare Wettbewerbsbedingungen sorgen.

Die Unsicherheiten beim Einsatz von KI bieten auch Wirtschaftsprüfern neue Geschäftsmöglichkeiten. Sie können sowohl im Bereich Consulting als auch in der Wirtschaftsprüfung Dienstleistungen anbieten und Unternehmen bei der Integration von KI-Technologien beraten und KI-Systeme testen.

Ähnlich wie bei der Einführung von ESG-Reporting, welches ab 2024 von börsennotierten Unternehmen in der EU vorzulegen ist, könnten in Zukunft auch KI-Systeme geprüft und zertifiziert werden. Das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) hat bereits einen freiwilligen Standard für die Prüfung von KI-Systemen entwickelt, der Mindestanforderungen und ein standardisiertes Vorgehen beinhaltet.

Es bleibt abzuwarten, ob Künstliche Intelligenz tatsächlich zum einflussreichen Faktor der Rechnungslegung wird und somit auch eine gesetzliche Regelung für das KI-Reporting notwendig wird. Doch eins ist sicher: Die Entwicklung von KI in Deutschland wird durch die Einführung eines Gütesiegels und die Zusammenarbeit von Prüfern und Experten gestärkt.

(eulerpool-AFX)

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