Siemens Energy verzeichnet volle Auftragsbücher, jedoch belasten Schwierigkeiten bei der Windenergie-Tochter die Bilanz.
Siemens Energy hat trotz gut gefüllter Auftragsbücher mit Problemen in der Windenergie-Tochter zu kämpfen, was zu einem Rekordverlust in der jungen Geschichte des Energietechnikkonzerns geführt hat. Der Staat ist bereits eingesprungen und nun plant das Unternehmen den Verkauf von Anteilen.
Am Dienstag hat der Bund offiziell eine Bürgschaft für Siemens Energy übernommen, jedoch nur einen Tag später verkündete der kriselnde Konzern einen Rekordverlust in Höhe von knapp 4,6 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr. Dies ist das mit Abstand größte Minus seit Gründung des Energietechnikkonzerns. Ursache für diese Entwicklung sind die Probleme der Windkrafttochter Siemens Gamesa, die mit Qualitätsmängeln bei Landwindkraftanlagen und Anlaufschwierigkeiten bei Offshore-Windrädern zu kämpfen hat.
Konzernchef Christian Bruch betonte jedoch, dass mit Ausnahme von Siemens Gamesa alle Geschäftseinheiten zu einem soliden Umsatzwachstum von 9,9 Prozent und einem Umsatz von 31,1 Milliarden Euro beigetragen haben. Zwei Drittel der Geschäfte sind profitabel und haben ihre Jahresziele erreicht oder übertroffen.
Das Windkraftgeschäft stellt jedoch eine Ausnahme dar, hier sind alle Anstrengungen auf Kostenreduzierung, Selektivität bei Verträgen und Produktivitätssteigerung gerichtet, während parallel an der Behebung der Probleme gearbeitet wird.
Aufgrund dieser finanziellen Schwierigkeiten plant die Bundesregierung staatliche Unterstützung für Siemens Energy in Form einer Garantielinie in Höhe von insgesamt 15 Milliarden Euro, wovon 7,5 Milliarden Euro direkt vom Bund abgesichert werden. Auch ehemalige Konzernmutter Siemens, Privatbanken und weitere Akteure sind an dieser Einigung beteiligt. Zusätzlich wird Siemens Energy18 Prozent seiner Anteile an der indischen Gesellschaft Siemens Limited an Siemens verkaufen, was dem Unternehmen einen Erlös von 2,1 Milliarden Euro einbringen dürfte.
Für das laufende Geschäftsjahr 2024 sieht Siemens Energy jedoch positiveren Zeiten entgegen. Mit geplanten Verkäufen von Unternehmensanteilen strebt das Unternehmen einen Gewinn von einer Milliarde Euro an. Das Windkraftgeschäft wird jedoch voraussichtlich auch in diesem Jahr Verluste von rund zwei Milliarden Euro verbuchen. Erst im Geschäftsjahr 2025/26 soll die Gewinnschwelle für Siemens Gamesa erreicht werden. Um dies zu erreichen, setzt der Konzern unter anderem auf eine Fokussierung auf rentable Märkte und eine langsamere Einführung neuer Produkte.
Konzernchef Bruch betonte zudem, dass die Nachfrage nach den Produkten von Siemens Energy weiterhin hoch ist. Im letzten Geschäftsjahr lag der Auftragseingang bei gut50 Milliarden Euro, was einem Anstieg von einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Auftragsbestand wuchs ebenfalls um gut ein Siebtel auf 112 Milliarden Euro. Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt das Unternehmen also in Bezug auf die Auftragslage auf einem vielversprechenden Kurs.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage bei Siemens Energy in Zukunft entwickeln wird. Doch Konzernchef Bruch zeigt sich optimistisch und arbeitet hart daran, die Probleme in der Windkraftsparte zu beheben und das Unternehmen auf einen profitablen Pfad zu führen.
(eulerpool-AFX)