Jährlicher Rückgang von 40.000 Sozialwohnungen in Deutschland

Der soziale Wohnungsbau hinkt hinterher; laut IW-Forschern sind jährlich über 40.000 neue Wohnungen nötig, um den Bestand zu halten, während die Bundesregierung noch höhere Ziele anstrebt.

Die Ansprüche in Bezug auf den sozialen Wohnungsbau bleiben ambitioniert und die Realität hinkt hinterher, wie eine Kurzstudie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt. Bis zum Jahr 2035 werden jährlich etwa 40.000 Sozialwohnungen aus dem Bestand fallen, was eine Erneuerung von 519.000 Wohneinheiten erfordert – das entspricht einer jährlichen Neubauzahl von mehr als 40.000 Wohnungen. “Es ist keine gute Zeit für den Bau von Sozialwohnungen”, sagt Philipp Deschermeier, Forscher am IW für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten verschärfen den Druck zusätzlich.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich 100.000 Sozialwohnungen zu bauen, jedoch wurde 2022 nur ein Viertel davon erreicht. Laut Deschermeier ist es jedoch nicht möglich, den genauen Bedarf an Sozialwohnungen zu bestimmen, da das Regierungsziel eine normative Größe ist. “Die Wohnungen, die in Nordrhein-Westfalen fehlen, könnten anderswo überschüssig sein”, erklärt er.

Besonders betroffen von der schleppenden Entwicklung des sozialen Wohnungsbaus sind junge Menschen. Um ihnen zu helfen, wurden Programme wie “Junges Wohnen” aufgelegt, die speziell für Auszubildende und Studierende neuen Wohnraum schaffen sollen. Allerdings steht das Programm, das ab 2023 mit einer halben Milliarde Euro gefördert wird, aufgrund der Unsicherheit nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Bundeshaushalt für 2024 auf der Kippe.

“Wenn es nicht verlängert wird, betrifft es eine Gruppe, die bereits am Wohnungsmarkt schwer zu bestehen hat. Sie konkurriert mit Pendlern und einkommensstarken Singles”, warnt Deschermeier und fordert eine stabile Förderung für diese Programme.

Möglicherweise wird der geförderte soziale Wohnungsbau jedoch in naher Zukunft wieder attraktiver. “In einer Phase hoher Unsicherheit kann er für den ein oder anderen Investor eine Option werden”, meint Deschermeier. Dies gelte umso mehr, da im freien Wohnungsbau Förderungen wegfallen.

Die Mieten und Belegung von Sozialwohnungen werden staatlich reguliert und nur bedürftige Personen dürfen dort wohnen. Allerdings fallen diese Wohnungen nach einer bestimmten Zeit, wie beispielweise 30 Jahren, aus dieser Bindung und können zu höheren Preisen vermietet werden. Obwohl die Länder für den Bau von Sozialwohnungen zuständig sind, wird der Bau vom Bund zu einem großen Teil subventioniert.

(eulerpool-AFX)

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