Wirtschaftsminister Deutschland adressiert Arbeitskräftemangel, fokussiert Reformen bei Ausländerbehörden und Visastellen.
Deutschland dringt in einer angespannten Situation auf neue Wege, um den Mangel an Fachkräften im Land zu beheben. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigt sich besorgt über die Auswirkungen der ablehnenden Haltung der Ausländerbehörden und Visastellen auf die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften für Deutschland.
Bei einer Veranstaltung des Maschinenbauverbands VDMA in Berlin äußerte der Grünenpolitiker seine größte Sorge: “Wenn ich das so offen sagen darf, meine größte Sorge ist, dass die Ausländerämter und Visastellen nicht eingeschwungen sind auf das System.” In den letzten Jahren habe es eine Einstellung gegeben: “Eigentlich wollen wir die Leute nicht haben.” Arbeiter wurden in der Gesellschaft oft als Fremde angesehen. Doch nun müsse klar gesagt werden: “Jetzt sind sie gewollt” und dürfen nicht länger behindert werden.
Wichtig sei es, alle Möglichkeiten zur Gewinnung von Fachkräften auszuschöpfen und ideologischen Debatten fernzubleiben, da dies der Wirtschaft schaden würde. Habeck betonte, dass diejenigen, die sich bewährt und in Deutschland verdient gemacht haben, auch etwas verdienen sollten. “Wir können jeden gebrauchen”, bekräftigte er. “Es ist allemal besser zu arbeiten, als Sozialleistungen zu erhalten.”
Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, forderte Habeck den Abbau bürokratischer Hürden und die Nutzung aller verfügbaren Ressourcen. Laut einer am Freitag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg blieben in der ersten Jahreshälfte 2022 fast die Hälfte der Stellen für Fachkräfte in deutschen Betrieben unbesetzt. Besonders betroffen waren Kleinstbetriebe mit einer Quote von 62%, während Großbetriebe mit 24% weniger betroffen waren. Branchen wie das Baugewerbe, die Beherbergung und Gastronomie waren besonders in Bedrängnis.
Wirtschaftsweise Monika Schnitzer glaubt, dass Deutschland jedes Jahr 1,5 Millionen Zuwanderer benötigt, um die Abwanderung von jährlich 400.000 Bürgern auszugleichen und die Zahl der Arbeitskräfte konstant zu halten. Das vor kurzem verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz, dessen Vorschriften ab November schrittweise in Kraft treten sollen, setzt auf ein Punktesystem, das auch eine sogenannte Chancenkarte beinhaltet.
Hierbei werden Kriterien wie Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, Alter und Deutschlandbezug berücksichtigt. IT-Fachkräfte ohne Hochschulabschluss sollen unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls einwandern dürfen. Auch Asylbewerbern, die vor dem 29. März 2023 eingereist sind und eine qualifizierte Tätigkeit ausüben oder in Aussicht haben, wird der Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt erleichtert.
(eulerpool-AFX)