Das Insolvenzverfahren von Chinas Immobilienriese Evergrande dehnt sich aus, während Gläubiger auf Liquidation drängen; eine Richterin berücksichtigt dabei weitere Beteiligte.
Evergrande, der chinesische Immobilienriese, der sich in einem langwierigen Insolvenzverfahren befindet, steht vor einem weiteren wichtigen Meilenstein. Eine Richterin in Hongkong hat entschieden, die Frist für die Vorlage eines Umstrukturierungsplans zu verlängern – ein Schritt, der auf großes Interesse bei den Gläubigern des Konzerns gestoßen ist. Das Gericht hat die Frist vom 4. Dezember auf den 29. Januar verschoben.
Dies kommt dem Unternehmen inmitten seiner massiven Verschuldung und der laufenden Untersuchungen seiner Tochtergesellschaften entgegen. Insbesondere ein Gläubiger hatte im vergangenen Jahr einen Antrag auf Liquidation gegen Evergrande gestellt, wodurch das Verfahren noch komplizierter und langwieriger wurde. Die Richterin Linda Chan hat bei ihrer Entscheidung jedoch auch die Interessen anderer Beteiligter im Auge behalten. Sie betonte, dass Transparenz entscheidend sei und es dabei nicht nur um die Gläubiger vor Gericht gehe.
Evergrande gilt als Schlüsselfigur in der aktuellen Krise des chinesischen Immobiliensektors. Aufgrund der hohen Verschuldung der Branche haben die chinesischen Behörden im vergangenen Jahr Maßnahmen ergriffen, um den Kreditfluss einzuschränken. Diese Maßnahmen haben bei Evergrande zu Zahlungsausfällen und Projektabbrüchen geführt. Im März dieses Jahres beantragte das Unternehmen schließlich ein Insolvenzverfahren, das bislang nicht abgeschlossen ist. Die Schuldenlast von Evergrande beläuft sich auf über 300 Milliarden Euro.
Um seine Gläubiger zu befriedigen, hat Evergrande im März dieses Jahres angeboten, ihre Schulden gegen neu ausgegebene Wertpapiere und Aktien seiner Tochtergesellschaften einzutauschen. Doch auch dieser Schritt hat nicht ausgereicht, um die Krise des Unternehmens zu bewältigen. Im September wurde der Konzernchef Xu Jiayin in China festgenommen, was zu einem drastischen Kursabsturz der Evergrande-Aktien führte. Der Handel mit den Aktien wurde vorübergehend eingestellt, jedoch Anfang Oktober wieder aufgenommen. Die Unsicherheit über die Zukunft des Unternehmens persistiert jedoch weiterhin, da behördliche Untersuchungen auch gegen eine weitere Tochterfirma von Evergrande laufen.
Der Gläubiger, der die Liquidation gegen das Unternehmen gefordert hatte, hat die Verlängerung der Frist akzeptiert. Andere Gläubiger haben jedoch ihre Unzufriedenheit über diese Entscheidung zum Ausdruck gebracht. Hongkong besitzt ein eigenes Rechtssystem, weshalb Unternehmen aus dem Ausland dieses Gerichtsbarkeit als vorteilhaft empfinden. Jedoch ist unklar, ob ein in Hongkong erlassener Liquidationsbeschluss auch in China vollstreckt werden könnte. Die Lage des chinesischen Immobilienriesen bleibt somit weiterhin ungewiss.
(eulerpool-AFX)