US-Medien zufolge plant der chinesische Modehersteller Shein, der wegen möglicher Zwangsarbeit in der Lieferkette kritisiert wird, 2024 den Börsengang.
Der chinesische Billigmode-Onlinehändler Shein hat laut US-Medienberichten einen vertraulichen Antrag auf einen Börsengang in den USA gestellt und könnte somit 2024 an die Börse gehen. Der chinesische Modehersteller steht aufgrund möglicher Zwangsarbeit in seiner Lieferkette in der Kritik.
Unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten das „Wall Street Journal“ (WSJ) und der Börsensender CNBC am Montag, dass die US-Großbanken Goldman Sachs, JP Morgan Chase und Morgan Stanley als Konsortialführer für den Börsengang engagiert wurden. Das Unternehmen wurde im Mai mit einer Bewertung von über 60 Milliarden Dollar konfrontiert.
Shein wurde im Jahr 2008 in Nanjing gegründet und hat seinen Sitz 2019 nach Singapur verlegt. Innerhalb kurzer Zeit hat sich das Unternehmen mit seinen extrem niedrigen Preisen zu einem der weltweit größten Online-Modehäuser entwickelt. Selbst Brautkleider sind hier bereits ab 23,99 Dollar erhältlich. Mit 200 Millionen weltweiten Downloads wurde die Shein-App im vergangenen Jahr häufiger heruntergeladen als jede andere App. Das Unternehmen zählt derzeit rund 75 Millionen aktive Kunden, von denen knapp 14 Millionen aus den USA stammen. Branchenexperten schätzen den Marktanteil von Shein im Bereich Fast Fashion in den Vereinigten Staaten auf fast 40 Prozent. Im vergangenen Jahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 23 Milliarden US-Dollar. Auch in Deutschland ist das Unternehmen aktiv, während es in China selbst kaum bekannt ist.
Die Produktion der Kleidung erfolgt in China und der Verkauf findet ausschließlich im Ausland statt, hauptsächlich in den USA und Europa. Aufgrund der günstigen Preise steht das Unternehmen im Verdacht, seine Waren unter menschenunwürdigen Bedingungen herstellen zu lassen. Ein Ausschuss des US-Abgeordnetenhauses untersucht derzeit das Geschäftsgebaren von Shein. Viele Politiker und die Justizminister von 16 republikanischen Bundesstaaten haben die US-Börsenaufsicht SEC aufgerufen, sicherzustellen, dass die Lieferketten des Konzerns frei von Zwangsarbeit sind, bevor ein möglicher Börsengang stattfindet.
Shein hat laut dem Wirtschaftsprofessor der Bryant University, Mike Roberto, die Welt im Sturm erobert. Er vergleicht das Unternehmen mit Zara und erklärt, dass Shein für die Generation Z ähnlich wie Zara mit spürbar niedrigeren Preisen ist. Es verfügt auch über eine eigene Produktion oder von dem Konzern kontrollierte Fabriken, hauptsächlich in China. Dadurch kann Shein schnell auf Modetrends und die Nachfrage der Kunden reagieren. „Aber Sheins Fähigkeit, die Datenanalyse zu nutzen, um vorherzusagen, was Kunden wollen, ist bei weitem besser als bei Zara“, fügt Roberto hinzu. Die extrem niedrigen Preise bleiben jedoch schwer zu erklären. „Andere Unternehmen wie Gap produzieren auch in China, können aber nicht so günstige Preise anbieten“, erklärt Roberto.
Neben den Bedenken hinsichtlich der Produktionsbedingungen wird auch die Privatsphäre von Shein von Kritikern hinterfragt. Es ist schwierig, Informationen über die Lieferkette des Unternehmens herauszufinden, auch weil das Unternehmen bisher der SEC keine Informationen zur Verfügung gestellt hat. Mit dem geplanten IPO könnte sich dies nun ändern.
Es wird seit einiger Zeit über einen möglichen Börsengang spekuliert, doch nun hat Shein offenbar einen sogenannten vertraulichen Antrag bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Dieses Verfahren ermöglicht es dem Unternehmen, erste Informationen und Dokumente auszutauschen, ohne dass diese sofort öffentlich werden. Sollte sich Shein dazu entscheiden, den Börsengang tatsächlich durchzuführen, müssen auch diese Informationen öffentlich gemacht werden.
(eulerpool-AFX)