VW ändert das Schichtsystem im einzigen Elektroautowerk, eine Entwicklung, die sich in einer Betriebsvereinbarung abzeichnete.
Volkswagen passt sein Schichtsystem in seiner einzigen Elektroauto-Fabrik an. Dies wurde durch die Änderung einer Betriebsvereinbarung angekündigt. Die geringe Nachfrage nach Elektroautos führt bei Volkswagen in Zwickau zu weiteren Einschnitten.
Laut einem Sprecher des Standorts hat das Unternehmen eine Schicht in der Fertigungslinie des ID.3 und Cupra Born gestrichen. Je nach Marktlage könnte im nächsten Jahr auch die zweite Fertigungslinie auf einen klassischen Zwei-Schicht-Betrieb umgestellt werden. In Zwickau werden derzeit die Elektromodelle ID.3, ID.4 und ID.5 sowie die Schwestermodelle Cupra Born und Audi Q4 E-tron auf zwei Montagelinien gebaut. Der Standort in Sachsen ist Volkswagens einzige reine Elektroauto-Fabrik.
Ursprünglich wurde in Zwickau auf zwei Montagelinien in einem Drei-Schicht-Betrieb produziert. Doch Ende September kündigte Volkswagen eine mehr als 30 Jahre alte Betriebsvereinbarung und verwies auf die aktuelle Marktlage. In den Monaten zuvor wurde die Produktion aufgrund zu geringer Nachfrage mehrmals gedrosselt und die Verträge von knapp 270 befristet Beschäftigten wurden nicht verlängert. Derzeit belastet das Werk auch ein Lieferengpass bei Elektromotoren, wodurch momentan nur eine von zwei Fertigungslinien in Betrieb ist. Die Produktion für den ID.4, ID.5 und Audi Q4 E-tron ruht den November über komplett.
Auch die Elektroauto-Fertigung im niedersächsischen Emden war von diesem Umstand betroffen, wenn auch in geringerem Ausmaß als in Zwickau. Das Werk in Sachsen ist für eine Produktion von etwa 350.000 Fahrzeugen ausgelegt, doch tatsächlich lag der Output im Jahr 2022 nur bei 218.000 Autos. Für dieses Jahr plant Zwickau laut Konzernkreisen mit etwas mehr als 230.000 gefertigten Fahrzeugen, eine Zahl, die unter denursprünglichen Plänen liegt.
Obwohl Volkswagen in der ersten Jahreshälfte konzernweit 321.600 Elektroautos verkauft hat, was fast 50 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum ist, spiegeln die hohen Zahlen nicht unbedingt die tatsächliche Marktlage wider. Die deutsche Autoindustrie befindet sich derzeit in einer Situation, in der sie einen riesigen Auftragsberg abarbeiten muss, der sich aufgrund der Coronakrise und des Chipmangels aufgebaut hat. Doch dieser Berg schmilzt schneller ab als geplant, da die Anzahl der Neuaufträge laut Händler- und Konzernkreisen derzeit zu gering ist. Im Sommer lagen die Auftragseingänge für VW-Elektrofahrzeuge, wie bereits vom Handelsblatt berichtet, je nach Modell um 30 bis 70 Prozent unter den geplanten Zahlen. Das Unternehmen wollte damals keine Stellung dazu beziehen.
VW-Markenchef Thomas Schäfer äußerte kürzlich, dass er davon ausgeht, dass der Anteil von Elektroautos in Europa in den nächsten Jahren deutlich steigen wird. Die aktuelle Zurückhaltung beim Kauf von Elektroautos sei nur ein vorübergehendes Tief.
Die Marke Volkswagen befindet sich derzeit in Verhandlungen über ein umfassendes Spar- und Effizienzprogramm mit dem Betriebsrat. Das Ziel ist, Ergebnisverbesserungen in Höhe von zehn Milliarden Euro bis 2026 zu erzielen, wobei auch Arbeits- und Personalkosten reduziert werden sollen. Der Absatz von Elektroautos und die Auslastung von Elektroauto-Fabriken wie in Zwickau spielen dabei eine wichtige Rolle.
(eulerpool-AFX)