Die erwartete Reduktion des Energieverbrauchs in Deutschland könnte zu einer Senkung der CO₂-Emissionen führen
Verbände erwarten, dass der Energieverbrauch von Unternehmen und Haushalten in Deutschland in diesem Jahr stark zurückgehen wird. Obwohl dies zu einer Senkung der CO₂-Emissionen führen wird, ist es leider ein Indikator für die schwache Wirtschaftslage. Die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen geht davon aus, dass der Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent auf 10.784 Petajoule, das entspricht 2996 Terawattstunden, sinken wird.
Dies wäre ein Rückgang um fast 28 Prozent seit dem bisherigen Höchststand von 14.905 Petajoule im Jahr 1990 – ein bedeutsamer Wert, wie die AG Energiebilanzen betont.
Die Prognose basiert vor allem auf der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, die in diesem Jahr voraussichtlich um etwa 0,5 Prozent zurückgehen wird. Besonders energieintensive Industriezweige verzeichneten Produktionsrückgänge, was sich deutlich auf den Energieverbrauch auswirkt. Auch das warme Wetter in diesem Jahr hat einen Einfluss: Laut Berechnungen der AG Energiebilanzen könnte etwa ein Fünftel der Verbrauchsminderung auf die mildere Witterung zurückzuführen sein.
Die AG besteht aus Verbänden der deutschen Energiewirtschaft und Forschungsinstituten und nennt einen weiteren Faktor, der zum Rückgang des Energieverbrauchs beiträgt: das Preisniveau. Obwohl die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Verlauf dieses Jahres gesunken sind, liegen sie immer noch deutlich über dem Niveau von 2021. Dies führt zu Einsparungen, aber auch zur Einschränkung energieintensiver Produktionen. Allerdings gibt es auch einen Faktor, der eine Steigerung des Energieverbrauchs bewirken könnte: die demografische Entwicklung. Der Migrationszuwachs von 1,35 Millionen Menschen könnte zu einem Anstieg des Energieverbrauchs um etwa 200 Petajoule führen.
Im Laufe des Jahres 2023 ist ein Rückgang des Verbrauchs von Mineralöl, Rohbenzin für die chemische Industrie, Erdgas und Strom aus Erdgas zu verzeichnen. Der Beitrag der erneuerbaren Energien ist ebenfalls leicht gesunken. Nach Schätzungen der AG Energiebilanzen könnten die energiebedingten CO₂-Emissionen aufgrund des geringeren Gesamtverbrauchs in diesem Jahr um rund 10,7 Prozent sinken.
In Bezug auf die Gasversorgung sieht der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, Deutschland für den Winter dieses Jahr deutlich besser gerüstet als im Vorjahr. “Wenn wir einen normalen Winter erwarten, sollten keine größeren Probleme auftreten”, sagte Müller der “Süddeutschen Zeitung”. Laut einem Bericht der Behörde gibt es in nur zwei von insgesamt sechs Simulationen eine sehr extrem erfolgreiche Prognose für den Zeitraum ab der zweiten Februarwoche, in der nicht genügend Gas zur Verfügung stehen könnte, um alle Heizungen und Industrieanlagen in Deutschland zu befeuern.
Im Vergleich zum Vorjahr befindet sich Deutschland in einer viel besseren Lage, da die Gasspeicher zu über 99 Prozent gefüllt sind und die Gasimporte sowie die Einsparungen der Kunden stabil sind. Zusätzlich hat die Politik die Einfuhrraten für Flüssiggas deutlich erhöht, was zusammen mit zusätzlichen Lieferungen aus Norwegen eine Kompensation für fehlende Gaslieferungen aus Russland ermöglicht.
(eulerpool-AFX)